Der amicative Weg zum Kind

Der Erwachsene fragt nicht mehr: »Was ist gut für das Kind?« Er hat den Kopf davon frei und dadurch die Kraft zu fragen: »Was ist gut für mich? Was kommt mir zu? Was will ich?« Er stellt sich dabei zugleich die tieferliegende Frage: »Wer bin ich?« Er kümmert sich also um sich selbst. Sein Erkennen, sein Bewerten, sein Fühlen, sein Handeln stehen im Mittelpunkt. Er verlagert nicht sein Energiezentrum in das Kind. Er gelangt zu Kongruenz und Authentizität.

Der amicative Erwachsene übernimmt für die Person Verantwortung, die ihm zu allererst anvertraut ist: für sich selbst. Auch dann, wenn er in Beziehung zum Kind tritt. Die Hinwendung zu sich selbst bedeutet keine Abwendung vom Kind und keine egoistische Nabelschau: Der amicative Erwachsene sucht seinen Weg zum Kind vom Ich her! Er verfehlt das Kind nicht, denn die Frage, die das »Wer bin ich?« begleitet, ist das empathische »Wer bist du?«. Empathie ist eine lebendige Größe amicativer Kommunikation.