Selbstliebe, nachgeschaut

Selbstliebe ist ein Element der Amication. Ich will da mal ein wenig nachschauen. Liebt sich ein Stern? Die Sonne? Ein Stein? Ein Baum? Ein Fuchs? Wie verhält es sich mit diesen Wesen und der Selbstliebe? Kommt das nur Menschen zu? Ich komme grundsätzlicher daher: Haben alle diese und alle sonstigen Erscheinungen/Wesen überhaupt etwas mit Liebe zu tun? Das wäre ein Anfang. Wo Liebe ist, kann auch Selbstliebe sein.

Was ist schon Liebe? Ich versuchs mal so: Stehen zu, Wachsen in Richtung Vollendung, Fließen der Konstruktivität, Modus des Sinns, Harmonie, Kongruenz, Ruhen in Sich. Und von daher Resonanz zu allem ringsum, wie der Klang einer Klangschale. Vor mir eine überzeugende wuchtige Eiche im Wald: sie ist bei sich, Liebe schwingt in ihrem Sein und schwingt nach außen. Dieser Baum ist anfassbar gewordene Konstruktivität, ich stehe davor uns sinne mich dahinein: Liebe ist. Dieses Wesen ist so voll dieser Energie, dass „Selbstliebe“ eine stimmige Wahrnehmung wird. Nicht „die Eiche liebt sich selbst“, sondern „die Eiche ist in sich schwingende Liebe, ist Selbstliebe“.

Mein nächtliches Meditieren kommt mir schon heftig vor, aber ich lass das mal zu. Und spinne das weiter. Die Eiche, auf die ich mich gerade konzentriere, ist ja nur ein Repräsentant für alle anderen Erscheinungen des Universums, Milchstraßen bis Sandkorn. Alle Erscheinungen sind von dieser Substanz: Liebe und Selbstliebe. Und dann kommt der nächste Schritt, etwas verblüffend, aber so logisch: Das gilt ja auch für menschliche Wesen, für jeden Menschen, und damit auch für mich. 

Das will erst mal geschluckt sein. Ist aber doch klar. Ich bin all das, das Große Ganze, Liebe und Selbstliebe. Es ist meine Substanz, eine Urkraft/Wirkmacht/All-Energie. Sie hat auch diesen Menschen, mich, be/gewirkt. Liebe als Kompositionskraft. Ich kann mich da reinsinnen. Und als völlig übertrieben relativieren. Aber dem misstrauischen Skeptizismus mit gelassenem Vertrauen „Grüß Gott“ sagen. Und es doch einmal gelten lassen. Spricht was dagegen, wenn ich mich als Wesen der Liebe betrachte/einschätze/selbstverstehe? Schon, die bekannte kulturelle Sicht und Co. Muss ich aber nicht zu Ernst nehmen. Die Liebessicht ist schöner, passender. Und stimmt einfach ins Bild, wie der Vollmond hinter der Eiche. 

Also, heute Nacht: Jede Erscheinung ist Liebe. Heißt auch: Ich bin Liebe. In mir ist diese Substanz präsent und schwingt und gerät in Resonanz mit all dem Anderen ringsum. Liebe in mir, Selbstliebe. Ich sehe mich amüsiert an, finde es etwas komisch, aber immerhin: damit lässt es sich gut sein. Das Lebensfass mach ich auf! Irgendwie befreit, erleichtert, beflügelt es. Ich bleibe schon auf dem Boden, ich werde ja nicht zum Lichtwesen, bleibe ein Mensch, gleich neben dem Schimpansen. Den Tieren ist das alles sowieso klar. Nur der seltsame Knoten in den Menschenköpfen will gelöst sein. Also gut: ich entwirr ihn heute Nacht ein Stück, er ist ja auch nur Liebe, sinnvoll, und muss nicht zerschlagen werden. Ich bin Liebe, und Selbstliebe erfüllt mich.